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Es wäre höflich, die Familien-Saga mit der Vorstellung meiner Eltern zu beginnen. Da diese beiden aber im Laufe meiner Geschichte noch öfters vorkommen werden, beschränke ich mich an dieser Stelle auf zwei kurze Skizzen.
Mein Vater   entstammte einer wohlhabenden Familie aus Prüm in der der Eifel und war trotz seiner hugenottischen Abstammung ein
überzeugter Katholik und ein braver Deutscher.
Er war als 12. und jüngstes Kind von sonnigem Gemüt, lachte mit den Lachenden, litt mit den Leidenden und stand immer auf der Seite der Schwächeren. Dies waren nicht die besten Voraussetzungen für einen strammen deutschen Herrenmenschen, wie sich im Laufe meiner Geschichten noch herausstellen wird.
Meine Mama, Maria, 
war mit ihrer Zwillingsschwester Franziska-Sisska genannt, die älteste von 4 Mädchen aus einem reichen, liberalen und kunstsinnigen Haus in Bernkastel, welches von ihrem Vater sehr herrschaftlich geleitet war. Die Gedanken waren frei, aber das Handeln war ausschließlich vom eisernen Willen des Vaters, Franz Popp, geprägt. Maria war von sehr kühler Art und wurde überwiegend von reiner Rationalität gesteuert. Sie arbeitete meist in der Kaltküche ihres elterlichen Gastbetriebes und wurde von ihren Geschwistern offen-vom übrigen Personal heimlich-die „Kaltmamsell“ genannt. Ihre dominante Wesensart war für unseren Vater fast wie ein Eisberg, gegen den er aber immer wieder ohne Erfolg anrannte. Für das Überleben der Familie, im Kriege und danach, waren Marias Eigenschaften so viel wert wie ein Parteibuch bei den Nazis.
 
Im Frühjahr 1938  wurde meine Schwester Marlene geboren, wie
Papa, ebenfalls von sonnigem Gemüt. Schon aus dem Kinderwagen heraus verzauberte sie alle neugierigen Menschen, die ihren Kopf über den Kinderwagen schoben. Ihr Lachen und ihre und ihre Ärmchen, die
sie jedermann entgegenstreckte, waren irgendwie magnetisch und beglückten alle Menschen, die in die Nähe von Lieschen kamen. Dies beglückte auch unseren Papa, der in seinem Lieschen endlich
jemanden gefunden hatte, den er nach Belieben küssen und knuddeln konnte. Ich wurde von diesem Zeitpunkt an nur noch „Bube“ gerufen. Lieschen und die erzwungene Parteimitgliedschaft meines Vaters bescherten uns etwa im Jahr 1940 unsere junge Haushaltshilfe,
die Hilde, die wir beiden Kinder sehr liebten und die uns
wahrscheinlich in einigen Kammern unserer Seelen mehr geprägt hat
als Mama “Kaltmamsell“.
Mit Hildesoll daher meine Geschichte beginnen. Sie war ein schmächtiges, kantiges Arbeiterkind mit tief liegenden Augen, die
sehr wach und lieb aus der ärmlichen Wäsche guckten. Sie hatte die Volksschule mit guten Ergebnissen abgeschlossen und war nach
einer langen Zeit der Arbeitslosigkeit von irgendeiner Behörde zu uns abkommandiert worden. Als meine Eltern Hilde die Arbeitsstelle in unserem Hause zusagten, war sie sehr dankbar dafür und
bemühte sich, immer freundlich lachend, den üppigen Wünschen der „Gnädigen Frau“ zuvorzukommen.
Hilde war von Haus aus das
Arbeiten gewöhnt, und so fielen ihr sehr schnell alle unangenehmen Arbeiten, wie Kohlen aus dem Keller holen, Kleinholz hacken und Windelwaschen zu.
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