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  Dieser Bergfried war für Marlene und mich, wenn wir im Sommer von
Ottweiler nach Bernkastel kame wie ein Paradies, in welchem wir
als Kinder der Herrschaften alles tun und lassen durfte, was wir wollten. Am offenen Fenster in unserem Schlafzimmer wehten
weiß-blau-karierte Vorhänge im Sommerwind, die Hühner lagen

draußen unter dem Fenster  im Sand und gurrten miteinander, die
beiden Pferde schnaubten leise im Stall, ließen ihre Ketten Glied für Glied langsam in den steinernen Trog klimpern.
Etwas weiter entfernt schärfte Alex, unser französischer „Zwangsarbeiter“, seine Sense. In irgendeiner Ecke des Hofes saß Jakub, unser polnischer „Zwangsarbeiter“, sang leise vor sich hin und   schnitzte für die Kinder
der Herrschaft kleine Enten aus Holz. Die Enten hatten hölzerne Räder und konnten mit den Flügeln schlagen. Morgens wurden die „Zwangsarbeiter“ von einem bewaffneten Mann gebracht und abends wieder abgeholt.
Aus der Milchküche hörte man das Klappern der Milchkanne oder das Summen der Zentrifuge, mit der Frau Tenheil frische Sahne zauberte. Alles lief in ruhigen Rhythmen und mit viel
Liebe ab.
Dagegen war das Leben in der Doctor-Weinstube ganz anders.
Überall herrschte ein ziemlich hektischer Betrieb. Im unteren Hof
wurden Weinkisten für den Versand vorbereitet, im Keller wurden Flaschen geöffnet oder verkorkt oder etikettiert oder in die einzelnen Fächer einsortiert und in der Küche wurden Speisen vorbereitet, Teller gewaschen oder Kohlen in den großen Ofen eingefüllt. Ständig musste man den Serviererinnen ausweichen, die mit Tabletts oder Flasche
und Weingläsern zwischen dem Lokal und der Küche hin und her liefen.
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Opas Hof Bergfried





Heuernte im Kinderparadies

Unser Städtchen Berkastel, vom Weinbergweg
zum Hof Bergfried aus gesehen.


Aquarell des Architekten und Malers Pierre Drobecq
aus Boulogne-sur-mer. Das Bild wurde 1935 begonnen
und wegen des 2. Weltkrieges nicht mehr vollendet.